Eine innovative Studie aus Schweden beleuchtet die räumliche Segregation älterer Menschen. Sie zeigt auf, wie sozioökonomische Faktoren die Wohnorte im Alter prägen. Durch die Analyse von Lebensabschnitten in drei Altersphasen – den jungen Alten (65-79 Jahre), den mittleren Alten (75-89 Jahre) und den ältesten Alten (85-99 Jahre) – offenbart die Studie signifikante Unterschiede in der räumlichen Verteilung dieser Gruppen, die wichtige Einblicke in die gesellschaftliche Strukturierung des Alterns bieten. In Schweden ist die Auswertung von Melderegistern mit einem großen Grad an räumlicher Detailliertheit auf Basis von Einzeldaten möglich wie nur in wenigen europäischen Ländern. Sie liefert wichtige Anhaltspunkte für Sozialraumanalysen und Pflegebedarfsplanungen.

Die Untersuchung der Lebensabschnitte älterer Menschen und deren räumliche Segregation gibt Aufschluss darüber, wie sich sozioökonomische Unterschiede im Laufe des Lebens in den Wohnorten älterer Menschen in Schweden widerspiegeln. Malmberg, Andersson und Wimark, Forscherinnen der Universität Stockholm, haben für diese Studie umfangreiche Melderegisterdaten ausgewertet, um die unterschiedlichen Lebensverläufe älterer Schweden zu klassifizieren und deren geographische Konzentration zu kartieren. Diese räumlichen Muster spiegeln nicht nur unterschiedliche Lebensstile und -bedingungen wider, sondern zeigen auch, wie sich die räumliche Trennung der Wohnorte im Alter manifestiert.

Die Studie, die in der Zeitschrift Population, Space, Place im Jahr 2023 veröffentlicht wurde, identifiziert fünf Hauptgruppen von Lebensverlaufsbahnen, die jeweils spezifische sozioökonomische und demografische Merkmale aufweisen und sich in unterschiedlichen Wohngebieten konzentrieren. Die erste Gruppe umfasst verheiratete Personen mit hohem Einkommen, die vorwiegend in Vororten mit Eigenheimen wohnen. Eine zweite Gruppe besteht aus Witwen und Witwern in kleinen Wohnungen in gemischten Wohnlagen. Eine Konzentration von verwitweten Senioren können die Forscherinnen nur selten gehobenen oder einfachen Wohnlagen finden. Die dritte Gruppe setzt sich aus alleinstehenden Personen in städtischen Wohnkomplexen zusammen. In einkommensschwachen Gebieten wohnen überproportional viele ältere Singles, die relativ früh versterben (vierte Gruppe). Eine fünfte Gruppe wurde in überwiegend ländlichen Gebieten in Eigenheimen identifiziert. Sie besteht vor allem aus verheirateten oder verwitweten Personen mit geringem Einkommen.

Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass ältere Menschen in Schweden räumlich nach sozioökonomischen Faktoren in verschiedenen Räumen konzentriert bleiben. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant, da die ältere Bevölkerung einen wesentlichen Einfluss auf den sozialen Charakter von Nachbarschaften hat. Ältere Menschen verbringen oft mehr Zeit in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung, wodurch die soziodemografische Zusammensetzung der Nachbarschaften stark geprägt wird. Dies hat wichtige Implikationen für die Gestaltung von Wohngebieten und die Entwicklung von Strategien zur Förderung des Wohlbefindens älterer Menschen.

Darüber hinaus zeigt die Studie, dass die Wohnorte im Alter weitgehend die Mobilitätsmuster aus früheren Lebensphasen widerspiegeln. In vielen Fällen sind ältere Menschen in Wohnungen und Wohngegenden geblieben, die in früheren Jahren ihres Lebens geeignet waren. Dadurch spiegeln die Wohnorte im Alter die Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Wohnraum in diesen früheren Lebensphasen wider.

Die Ergebnisse sind sowohl für sozialräumliche Untersuchungen als auch für die Pflegebedarfsplanung interessant. Es zeigt, dass wie fragil die gesundheitliche Lage in einkommensschwachen städtischen Gebieten ist, wenn viele Senioren, die von den Forscherinnen gewählten 15-jährigen Lebensabschnitte nicht überleben. Effektiv können dort viele Senioren erreicht werden. Ferner stellt sie heraus, dass die Pflegebedarfsplanung im Speckgürtel der Städte mit relativ wohlhabenden Senioren rechnen kann. Im ländlichen Raum, bei dem die Versorgung Pflegebedürftiger schon durch die geringere Dichte der Siedlungsstruktur schwieriger zu organisieren sind, wohnen Senioren zwar oft im Eigentum, aber ihnen stehen oftmals wenig finanzielle Mittel zur Verfügung.