Die Entwicklung der Schülerzahlen ist ein zentraler Faktor für die langfristige Schul- und Infrastrukturplanung in den Gemeinden und Landkreisen. Sie beeinflusst nicht nur die Anzahl der benötigten Schulräume, sondern auch die Verfügbarkeit von Betreuungsangeboten. Ein Anstieg der Schülerzahlen kann erhebliche Investitionen in neue Schulgebäude oder Erweiterungen bestehender Einrichtungen erforderlich machen.
Mit der Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen ab 2026 steigt zudem der Bedarf an zusätzlichen Räumen für Hort, Mittagsbetreuung und Ganztagsangebote. Gemeinden stehen damit vor der Herausforderung, nicht nur ausreichend Unterrichtsräume, sondern auch Betreuungsflächen zu schaffen.
Auch für die Landkreise als Träger der weiterführenden Schulen ist die Prognose der Schülerzahlen essenziell. Sie dient als Grundlage für die Verteilung der Schulstandorte, die Planung der Schülerbeförderung und die Bereitstellung von Bildungsangeboten, insbesondere in Regionen mit starken demografischen Veränderungen oder zunehmender Pendlerbewegungen zwischen Schulstandorten und Wohngebieten.
Eine vorausschauende Analyse der Schülerzahlenentwicklung ist daher unerlässlich, um die Bildungsinfrastruktur bedarfsgerecht und nachhaltig zu gestalten.
Die Zahl der Grundschülerinnen und Grundschüler in Bayern steigt seit 2013 kontinuierlich an. Im Schuljahr 2023/24 besuchen 487.538 Kinder eine Grundschule, was einem Anstieg von rund 70.000 Schülerinnen und Schülern seit dem Tiefpunkt im Schuljahr 2013/14 entspricht. Insbesondere die gestiegenen Geburtenzahlen seit 2013 und die Zuwanderung haben dazu beigetragen.
Sicher ist, dass sich der Anstieg der Zahl der Grundschülerinnen und Grundschüler bis 2028/29 fortsetzen wird (+5 %). Die Vorausberechnung des Landesamtes für Statistik Bayern erwartet einen Höchststand von rund 515.000 Schülerinnen und Schüler. Aufgrund des relativ starken Rückgangs der Geburten (ca.- 5 % pro Jahr seit 2022) ist aktuell noch unklar, ob danach mit einem langfristigen Rückgang oder nur einem kurzfristigen Einschnitt gerechnet werden kann. Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage Anfang 2025 kann sich der Geburtenrückgang fortsetzen, obwohl die geburtenstarken 1990er-Jahrgänge gerade in der Familienphase sind.
Die steigenden Schülerzahlen stellen Gemeinden vor Herausforderungen: Mehr Schulraum, Anpassung der Nachmittagsbetreuung (Rechtsanspruch ab 2026) und steigende Infrastrukturkosten sind zentrale Themen für die kommenden Jahre.

Rekordzunahmen an Gymnasien in Bayern bis 2035
Mit dem Wachstum an den Grundschulen, die das Schülerpotential für die weiterführenden Schulen bilden, zeichnen sich seit langem Gewinne an Gymnasien ab. Aufgrund des Anstieges der Geburtenrate ab ca. 2013 wachsen die Alterskohorten bis zum Jahr 2021. Diese geburtenstarken Alterskohorten erreichen im Moment das Übertrittsalter an die weiterführenden Schulen. Zusätzlich erhöhte sich die Übertrittsquote an Gymnasien in Bayern leicht auf einen Wert über 40 %. Durch die Einführung des neunjährigen Gymnasiums in Bayern steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den Gymnasien im Schuljahr 2025/26 um eine Jahrgangsstufe.
Diese drei Ursachen führen zu einem enormen Anstieg von mehr als 90.000 Schülerinnen und Schülern an Gymnasien in Bayern ab 2023/24 von 319.421 auf ca. 412.000 in 2035/36, was einem Plus von fast 30 % entspricht.

Wachstumsspitzen in Schwaben und Oberbayern an Gymnasien in den 2030er Jahren
Die Regierungsbezirke Oberbayern und Schwaben erwiesen sich in Bayern seit 2010 als starke Wachstumspole mit einer Zunahme der Bevölkerung von etwa 8 % (Bayern: 5 %). Obwohl der Anstieg der Bevölkerung in den beiden Wachstumsregionen etwa gleich hoch ausfällt, wird die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den Gymnasien im Regierungsbezirk Schwaben mit einer Zunahme von 39 % (!) zwischen 2023/24 und 2035/36 stärker wachsen als in Oberbayern mit einer Zunahme von 24 % (Datenquelle: Landesamt für Statistik in Bayern). Die lokalen Bedingungen, das Bildungsverhalten sowie die demographische Entwicklung der Kinder unter 19 Jahre, beeinflussen die Ergebnisse.
Die Vorausberechnung des Landesamtes für Statistik Bayern endet 2035/36. Dieses Schuljahr markiert in den beiden Regierungsbezirken jedoch nicht das Ende des sogenannten „Schülerbergs“. Da die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den 4. Jahrgangsstufen der Grundschulen bis zum Schuljahr 2030/31 ansteigen wird, werden die Gymnasien in Oberbayern und Schwaben bis 2040 alle vorhandenen Räume benötigen bzw. ihre Kapazitäten erweitern müssen.
Herausforderungen nicht nur für Schulplanung, sondern auch Jugendarbeit
Der Anstieg der Schülerzahlen in den Gymnasien ist nicht nur eine Herausforderung für Schulträger, sondern betrifft auch Gemeinden und die Jugendarbeit. Mit mehr Jugendlichen in den Gemeinden wächst auch der Bedarf an Freizeit-, Kultur- und Betreuungsangeboten. Viele Kommunen müssen ihre Jugendzentren, Sportanlagen und Nachmittagsbetreuungsangebote ausbauen, um eine sinnvolle Freizeitgestaltung und soziale Integration der Jugendlichen zu ermöglichen.